„Diese Zeit wird als Ära Klett in die Geschichte der Stadt Stuttgart eingehen.“ Mit diesen Worten begann Dr. Jürgen Hahn, damaliger Erster Bürgermeister der Stadt Stuttgart, seine Rede auf der Trauerfeier für den Verstorbenen am 21. August 1974. Seit 1945 bis zu seinem überraschenden Tod am 14. August 1974 während eines Kuraufenthalts auf der Bühler Höhe prägte Dr. Arnulf Klett (1905-1974) als Oberbürgermeister die Stadt Stuttgart. In 3 Wahlen – 1948, 1954 und 1966 – wurde der parteilose Rechtsanwalt in seinem Amt bestätigt. Damit ist er mit seiner fast 30-jährigen Amtszeit der am längsten amtierende Oberbürgermeister in der Stadtgeschichte.

Doch nicht nur die Länge macht seine Amtszeit zur „Ära Klett“. In den ersten Nachkriegsjahren war er als „Trümmerbürgermeister“ maßgeblich am Wiederaufbau Stuttgarts beteiligt. Man mag sich über die konkreten Maßnahmen streiten, aber Arnulf Klett setzte die Grundpfeiler für die Entwicklung einer modernen Landeshauptstadt und viele der damals umgesetzten Pläne prägen das Stadtbild, das uns heute so selbstverständlich ist. Sein Wirken blieb aber keineswegs auf Stuttgart beschränkt. Frühzeitig setzte er sich für den internationalen Austausch ein und gründete bereits 1948 gemeinsam mit weiteren Amtskollegen die Internationale Bürgermeister-Union für deutsch-französische Verständigung und europäische Zusammenarbeit. In der Folge ging Stuttgart im Jahr 1962 eine Partnerschaft mit der französischen Stadt Strasbourg ein. Auch in vielen Gremien war Arnulf Klett aktiv. Um nur ein Beispiel zunennen: Von 1963 bis 1965 war Klett Vorsitzender des Deutschen Städtetags.

Arnulf Klett wurde am 16. August 1974 auf dem Waldfriedhof im engsten Familienkreis beigesetzt. Zur Trauerfeier am 21. August 1974 kamen neben Yvonne Klett, Kletts zweiter Ehefrau und ihren drei Kindern Volker Arnulf, Corinne Yvonne und Nicole Suzanne, auch in- und ausländischen Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Die Veranstaltung wurde aus dem vollen Beethovensaal der Liederhalle durch den Süddeutschen Rundfunk übertragen. Neben Dr. Jürgen Hahn sprachen auch der baden-württembergische Ministerpräsident Dr. Hans Filbinger, Pierre Pflimlin, der Oberbürgermeister von Strasbourg, der bereits 1962 bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsverträge dabei gewesen war, Stadtrat Otto Palmer, Hans Koschnik, Bürgermeister von Bremen und Vorsitzender des Deutschen Städtetags, sowie Prof. Dr. Walter Erich Schäfer, Generalintendant a.D. der Württembergischen Staatstheater. Musikalische Untermalung lieferte das Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung von Karl Münchinger.

Die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger waren ebenfalls geladen. Ihr zahlreiches Erscheinen und die vielen Kondolenzschreiben, die der Stadt und der Familie Klett zugingen, zeigten, dass es sich nicht um leere Worte handelte, wenn Jürgen Hahn in seiner Trauerrede sagte: „Jedes Schreiben wurde von ihm beantwortet, Jubilare wurden besucht, Jubiläen mitgefeiert, jede Bürgerversammlung war ihm wichtig. Das war Repräsentation nicht um der Repräsentation willen, sondern geschah, weil er diese persönliche Ansprache und Aussprache mit den Bürgern im Interesse des Kontaktes der Stadtverwaltung zur Bevölkerung für notwendig und wichtig hielt.“

Der Gemeinderat gedachte ihrem verstorbenem Vorsitzenden wenige Tage später am 5. September 1974. Die für den 28. September 1974 geplante Festeröffnung des Volksfestes in Bad Cannstatt – Arnulf Kletts akribisch vorbereitete Reden auf den vergangenen Volksfesteröffnungen waren weitreichend bekannt – entfiel.

Quellen:

• Amtsblatt der Stadt Stuttgart Nr. 34 vom 23.08.1974
• Paul Sauer: Arnulf Klett: Ein Leben für Stuttgart. Gerlingen: Bleicher, 2001 (Signatur: 8966)
• Nachrichtenamt der Stadt Stuttgart: Arnulf Klett 1905-1974: Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart 1945-1974. Stuttgart: 1974 (Signatur: 4119)

Weiterführende Informationen:

Das Stadtarchiv archiviert den Nachlass von Arnulf Klett. Der Bestand ist verzeichnet und kann auf unserem Rechercheportal Findbuch.Net durchsucht werden.

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