Ein Blick hinter die Kulissen – Meine Ausbildung zur FaMI
FaMI, was heißt das eigentlich? Und wie kommt man zu einem Arbeitsplatz im Archiv? Wie genau sieht die Ausbildung im Archiv aus und welche Aufgaben hat man als Azubi? Das waren alles Fragen, die ich mir vor der Ausbildung stellte. Seit Anfang September 2024 bin ich nun schon hier im Stadtarchiv als Azubi. Die Zeit vergeht schneller als gedacht und nun ist schon ein halbes Jahr vorbei. Zeit, einen Blick auf meine Aufgaben und Tätigkeiten während der Ausbildung zu werfen und den Ausbildungsberuf genauer kennenzulernen.
Duale Ausbildung
Wenn mich jemand fragt, was ich beruflich mache, sage ich oft nur „Ich mache eine Ausbildung im Archiv.“ Der genaue Beruf nennt sich Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Archiv. Da die Bezeichnung ganz schön lang ist, wird es meist als FaMI abgekürzt. Die Ausbildung erfolgt dual, das heißt, der praktische Teil wird im jeweiligen Archiv vermittelt, während die Berufsschule für den theoretischen Unterricht zuständig ist.
Das Berufsbild
Zu den Aufgaben eines FaMIs gehört die Übernahme, Sichtung und Ordnung von Beständen sowie die Verzeichnung und die Verpackung von Archivalien. Weitere Aufgabenbereiche sind die Arbeit im Magazin, die Benutzerbetreuung und die Öffentlichkeitsarbeit, aber auch einige Aufgaben im Verwaltungsbereich. Im Rahmen meiner Ausbildung bekomme ich Einblicke in alle Tätigkeiten und werde in den Bereichen eingelernt, sodass ich diese Tätigkeiten selbstständig erledigen kann.
Zu Beginn der Ausbildung bekam ich eine Einführung in die Aufgaben und Tätigkeiten eines Archivs und den Aufbau unseres Stadtarchivs. In der ersten Woche wurde ich durch das Haus geführt, bekam eine erste Einführung in die Verzeichnung und die Arbeit mit unserer Archivsoftware und durfte bei unserem Magazinverwalter mehr über die fachgerechte Lagerung und Verpackung von Archivgut lernen. Damit gewappnet war es mir möglich, einen ersten Bestand selbst zu verzeichnen, das heißt, Akte für Akte durchzusehen, Signaturen zu vergeben und die Informationen in die Archivsoftware einzutragen.
Für die Verpackung muss alles, was schädlich für das Papier ist, aus der Akte entfernt werden. Dazu gehören alle Metalle, wie z.B. Heft- oder Büroklammern, aber auch Klebestreifen. Danach bekommt jede Akte einen Umschlag, auf dem die Bestandsnummer und die Signatur der Akte vermerkt werden. Die fertig verpackten Akten kommen in säurefreie Archivboxen, die ebenfalls beschriftet werden und dann im Magazin eingelagert werden.
Was mir an der Verzeichnung besonders gefällt sind die Geschichten und Überraschungen, die sich in jeder Akte verstecken. So kommen zum Beispiel bei Personalakten Dinge zum Vorschein, die man nicht erwartet hätte und man lernt einiges über die Person. Auch Nachlässe sind besonders interessant, da sie oft auch Unterlagen oder Fotos aus dem privaten Umfeld enthalten und man so mehr über die Lebensgeschichte der Person herausfindet.
Recherchen in Geburten-, Heirats- und Sterberegistern
Im Laufe der Ausbildung kommen mehr Tätigkeiten hinzu, sodass es einiges an Abwechslung gibt. Zweimal die Woche bin ich für einen halben Tag im Lesesaal und darf meine Kolleginnen dort unterstützen. Neben der Benutzerbetreuung und der Bereitstellung von Akten gehört dazu auch das Erklären der technischen Geräte und die Erstellung von Statistiken. Der Kontakt mit den Besuchern ist eine gute Abwechslung zur Arbeit am Schreibtisch und es ist schön, den Leuten weiterhelfen zu können.
Auch Recherchetätigkeiten sind Teil meines Aufgabengebiets. Da die Standesämter ihre Unterlagen nach bestimmter Zeit an das Archiv abgeben, befinden sich Unterlagen wie Geburten-, Heirats- und Sterberegister bei uns im Magazin. Deshalb kommen täglich Anfragen zu diesen Themen von Privatpersonen, Familienforschern oder auch Erbenermittlern zu uns ins Haus, die bearbeitet werden müssen. Hier recherchiere ich nach den gefragten Einträgen (wie z.B. einem Eintrag im Geburtenregister) und schicke diese, entweder per Post oder per Mail, zu. Je nach Anfrage dauert die Recherche mal kürzer oder länger. Schön ist aber das Erfolgserlebnis, wenn man die benötigten Einträge gefunden hat.
Im Rahmen des Ausbildungsplans durchlaufe ich auch noch weitere Stationen in unserem Stadtarchiv wie die Restaurierungswerkstatt, die Karten- und Plansammlung oder auch die Öffentlichkeitsarbeit, sodass ich am Ende der Ausbildung ein umfangreiches Wissen aus den verschiedenen Aufgabenbereichen eines Archivs besitze.
Berufsschule
Der theoretische Teil der Ausbildung wird in der Berufsschule in Calw unterrichtet. Der Unterricht ist blockweise, sodass ich für 3-4 Wochen in Calw bin und dann wieder für mehrere Wochen im Stadtarchiv.
Hier sind FaMIs aller Fachrichtungen in einer Klasse. Neben dem Archiv gibt es noch vier weitere Fachrichtungen: Bibliothek, Information und Dokumentation, Bildagentur und medizinische Dokumentation. Im Unterricht lernt man auch diese kennen. Im Fach Fachkunde wird jede einzelne Richtung unter die Lupe genommen und erklärt, sodass man auch Kenntnisse über die anderen Bereiche und deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten bekommt. Daneben gibt es auch Unterricht in Allgemeiner Wirtschaftskunde, Rechnungswesen, Text- und Datenverarbeitung, Englisch, Deutsch und Gemeinschaftskunde. Besonders schön ist der Austausch mit den anderen Auszubildenden, die sich ja in derselben Situation befinden. Wissenswert ist auch, dass die Ausbildung mit entsprechenden Voraussetzungen auf zwei Jahre verkürzt werden kann. In der Berufsschule gibt es sogar eine eigene Klasse für die Verkürzenden, die dieselben Inhalte der Ausbildung in zwei statt in drei Jahren vermittelt.
Wer sich für Geschichte interessiert und einen abwechslungsreichen und spannenden Beruf haben möchte, dem kann ich die Ausbildung auf jeden Fall empfehlen.
Weiterführende Informationen
Wer nun neugierig geworden ist und sich noch intensiver mit dem Fami-Beruf auseinandersetzen möchte, kann sich auf dem Fami-Portal informieren.
OpenEdition schlägt Ihnen vor, diesen Beitrag wie folgt zu zitieren:
Dorothea Blumenstock (17. April 2025). Ein Blick hinter die Kulissen – Meine Ausbildung zur FaMI. Archiv0711. Abgerufen am 10. November 2025 von https://doi.org/10.58079/13rn6








